Auf der Internetseite des Medical Tribune ist im September 2021 ein Artikel von Frau Dr. Dorothea Ranft mit dem Titel „Prostatakarzinom – So sähe ein sinnvolles PSA-Screening aus“ veröffentlicht worden. In diesem erörtert Frau Dr. Ranft einen sinnvollen Umgang mit dem PSA-Wert und empfiehlt diesen im Zusammenhang mit anderen Untersuchungen risikobezogen zu nutzen. Im Internet wurden zu diesem Thema bereits einige wertvolle Infomationen veröffentlicht, welche wir ihnen nicht vorenthalten möchten.
Überdiagnostik und Übertherapie durch PSA-Test
Laut dem Beitrag des Medical Tribune wurde durch das PSA-Screening eine Reduktion der Gesamtsterblichkeit von 20% erreicht aber dabei in Kauf genommen, dass zur Erreichung dieses Ziels aber zur Vermeidung nur eines Sterbefalls pro Jahr mindestens 25 Männer ohne jeglichen Nutzen behandelt werden müssen. Es ist dabei sogar anzunehmen, dass diese 25 einen erheblichen Schaden durch die nicht notwendige Therapie erleiden. Somit muss die Überwachung des PSA-Werts als alleinigem Indikator für den Start einer Therapie in Frage gestellt werden.
Fokus auf hohe PSA-Werte im Alter zwischen 40 und 50 Jahren
Frau Dr. Ranft bezieht sich in diesem Zusammenhang auf Dr. Rouvier Al-Monajjed und Kollegen der Universitätsklinik Düsseldorf, welche für ein risikoangepasstes Screening plädieren. Ihrer Meinung nach sollte der Fokus auf den 10% der Männern liegen, welche die höchsten PSA-Werte im Alter zwischen 40 und 50 Jahren vorweisen. Hier besteht ein bis zu neunfach höheres Risiko im Alter an einem Prostatakarzinom zu erkranken und daran zu versterben. Männer, die nicht zu der Gruppe mit den 10% der höchsten PSA-Werte gehören, würden so nur noch 2 weitere Tests im Alter von 51-55 Jahren und einmal mit 60 Jahren machen. Dies würde die Anzahl der Überbehandlungen drastisch reduzieren.
Deutsche Probase Studie liefert ähnliche Ergebnisse
Die seit 2014 in vier Studienzentren, mit dem Ziel einer Etablierung einer standardisierten, risikoadaptierten Prostatakrebs-Früherkennung, durchgeführte Probase Studie, liefert dazu ebenfalls Erkenntnisse. Studienleiter Prof. Dr. Peter Albers sowie Direktor der Urologie im Universitätsklinikum Düsseldorf und Leiter der Abteilung Personalisierte Krebsfrüherkennung des Prostatakarzinoms im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg stellte diese ersten Ergebnisse bereits beim 34. Deutschen Krebskongress (DKK) im Februar 2020 vor. Demnach kann ein standardisiertes risikoadaptiertes Screening mit Bestimmung eines PSA-Basiswerts mit 45 oder mit 50 Jahren dazu geeignet sein, gezielt Hochrisiko-Patienten zu identifizieren und dabei helfen, Überdiagnostik und Übertherapie bei weniger oder kaum gefährdeten Personen zu vermeiden, so ein Beitrag von Dr. Klau Fleck und Dr. med. Thomas Kron zur Hauptpressekonferenz des 34. DKK. Prof. Dr. Peter Albers wird zitiert: „Zwar lassen sich durch ein generelles PSA-Screening Prostatakarzinome früher erkennen und damit auch behandeln, dennoch kann ein solches allgemeines Screening derzeit nicht empfohlen werden, weil es mit einer zu hohen Rate an Überdiagnosen und Übertherapien indolenter Tumoren verbunden ist“.
Rektale Untersuchung fragwürdig
Ein weiteres Nebenergebnis der Studie ist der geringe Nutzen der rektalen Abtastuntersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs. 23.000 Teilnehmern der Studie wurde das Angebot gemacht ihre Prostata, statt über einen PSA-Test rektal durch eine Abtastuntersuchung auf ein Prostatakarzinom untersuchen zu lassen. 30% der Männer nahmen dieses Angebot an. Dabei wurden nur bei 3 Männern (0,05%) ein Prostatakarzinom entdeckt, welches dann aber nur von niedrigem Malignitätsgrad (ISUP 1 oder 2) und somit relativ unbedeutend war. „Damit ist bewiesen, dass die digitale rektale Untersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs – ganz besonders im Alter unter 50, wahrscheinlich aber auch danach – ungeeignet ist “, so Studienleiter Albers.
Bedeutung in der Praxis
Aufgrund dieser Erkenntnisse sollten Männer im Alter zwischen 40 und 50 einen PSA-Test durchführen, um aus dem Ergebnis das Risiko einer zukünftigen Erkrankung am Prostatakarzinom abzuleiten. Liegt der Wert im Niedrigrisiko-Bereich von ≤ 1,5 ng/ml, so kann die Wiederholung des PSA-Tests auf 5-jährliche Abstände reduziert werden. Sollte der Wert oberhalb von 1,5 ng/ml so ist angeraten den Test im zweijährlichen sowie oberhalb von 3 ng/ml (Hochrisikogruppe) im jährlichen Turnus durchzuführen. Sollten sich die Ergebnisse in der Mittel- und Hochrisiko bei einer Kontrolluntersuchung bestätigen, so sind mit dem behandelnden Arzt ggfs. weitere Diagnostiken zur Klärung eines Vorliegens eines Prostatakarzinoms abzustimmen.
Gründe für erhöhten PSA-Wert
Erkenntnisse über die Gründe für den erhöhten PSA-Wert bei Männern im Alter zwischen 40 und 50 liefert die Probase Studie nicht. Dies ist verwunderlich, da es doch durchaus möglich wäre Daten über die Ernährung- und Bewegungsgewohnheiten der Probanden zu erheben. Hier wird weiterhin keine ernsthafte Erforschung der Ursachen von Prostatavergrößerung und Prostatakarzinom betrieben. Aus unserer Sicht sollte es von größter Bedeutung sein, die Ursachen für die Erhöhung des PSA-Wertes zu klären und somit eine Möglichkeit zur gesunden und sinnvollen Prävention zu bieten. Gerade im Hinblick auf die Erkenntnisse, dass die Ernährungs-, Bewegungs- und Sexualgewohnheiten sowie die allgemeine Lebenszufriedenheit einen signifikanten Einfluss auf die Erkrankung als auch auf die Heilung von Prostatavergrößerung und Prostatakrebs haben, wäre dies sehr wünschenswert. Lesen sie dazu auch unsere weiteren Beiträge wie z.B. Alternative Therapie bei Prostatavergrößerung – Die Prostata als Müllhalde
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